Leitfaden und eigene Erfahrung beim Eigenimport eines gebrauchten Fahrzeugs aus den USA
 |
Auch wenn die meisten Modelle aus den meisten Baujahren heutzutage bei Händlern,
Privatpersonen oder Online-Autobörsen verfügbar sind, lohnt sich bei
dem aktuellen Dollarkurs ein Import des Fahrzeugs auf eigene Faust.
Dabei sind allerdings diverse Dinge zu beachten:
* Standort des Fahrzeugs
* Zahlungsbedingungen des Verkäufers
* Fahrzeugdaten vollständig?
* Fahrzeughistorie?
* Kauf von Händler oder Privatperson?
* Kontakt vor Ort, der sich das Fahrzeug ansehen kann?
* erforderliche Unterlagen und Bescheinigungen deutscher und amerikanischer
Behörden
* Steuer, Versicherung, Ausnahmegenehmigungen, Zulassung, technische Änderungen
Als erstes muß man sich natürlich darüber klar werden, welches
Modell, welches Baujahr und welcher Preisrahmen in Frage kommen. Wenn man ein
Traumfahrzeug hat und weiß, welche Farbe, Ausstattung, Motorisierung,
Laufleistung und Preis das Auto haben soll, kann man seine Suche natürlich
schon mal stark eingrenzen. Bei dem Standort des Fahrzeugs sollte man überlegen,
das Hafenstädte natürlich prädestiniert sind für eine schnelle
und oft auch günstigere Verschiffung. Alternativ gibt es natürlich
auch den "Versand" per Luftfracht, das kommt allerdings astronomisch
teurer als der Seeweg.
Unser 2001er V6 stand z.B. in Houston, Texas - direkt am Golf von Mexiko. Die
Zeit auf See betrug 28 Tage, hinzu kamen ca. 10 Tage im Hafen von Houston für
die Zollabwicklung auf amerikanischer Seite, dann nochmal ca. 5 Tage zum Entladen
in Bremerhaven. Für die amerikanischen Behörden MUSS der "Title"
(der amerikanische Fahrzeugbrief) verfügbar sein. Eine gute Spedition übernimmt
automatisch die gesamte Zollabwicklung, so das man sich wenigstens darum keine
Sorgen machen muss.
Die Kosten sind auch nicht bei jedem Hafen gleich, zwar ist die Zeit auf See
von z.B. Miami/Florida aus eine gute Woche kürzer, jedoch passen im Hafen
von Miami aufgrund der Konstruktion nur zwei Autos in einen Container, in Houston
aber drei Autos auf einmal. Dadurch haben sich die reinen Verschiffungskosten
deutlich reduziert. Eine Verschiffung aus Kalifornien bis Bremerhaven dauert
ca. 6 Wochen.
Natürlich sind Autos aus Sonnenstaaten wie Florida, California oder Texas
sehr beliebt, das spiegelt sich teilweise auch im Preis wider. Es gibt natürlich
auch große Häfen an der Ostküste wie Baltimore, New York, Boston.
Wer sein Traumauto aber nicht in einer Hafenstadt findet, dem bleiben die Möglichkeiten,
den Wagen per LKW zur Küste transportieren zu lassen (gegen Aufpreis natürlich)
oder es soll auch Verkäufer geben, die das übernehmen. Die perfekte
Situation ist klar - Wagensuche und -kauf mit einem Urlaub zu verbinden und
das Auto selber zum Hafen fahren :-)
Hat man erstmal sein Fahrzeug gefunden, ob nun online bei www.ebaymotors.com
oder www.autotrader.com steht die Bezahlung an. In den Auktionen oder Anzeigen
findet man oft zahlreiche Fotos des Wagens. Wie ausführlich ist das Auto
beschrieben? Welches Zubehör und Unterlagen liegen bei (wieviel Schlüssel,
Manual ...)? Ist die VIN (Vehicle Identification Number/Fahrgestellnr.) angegeben?
Wie ist das Bewertungsprofil des Verkäufers?
Bei den meisten Auktionen auf ebaymotors.com verlangen die Verkäufer eine
Kaution nach Erstehen des Wagens. Das pendelt zwischen 200 und 2000$. Bei uns
war es so, das wir eine Kaution in Höhe von 1000$ zahlen sollten, als der
Chef dann aber gehört hat, daß der Wagen nach Europa gehen soll,
wollte er sofort den gesamten Betrag haben. Das ist dann eine Frage der persönlichen
Hemmschwelle. Ein Auto, das man nie gesehen hat, blind gekauft hat - gleich
sofort alles bezahlen? Bei uns ging das gut, aber neuerdings treiben sich ja
reichlich Betrüger im Netz herum. Also ganz klar: man geht ein Risiko ein.
Am besten ist es immer, wenn man das Auto selber inspiziert hat oder einen Freund/Freundin
vor Ort damit beauftragt.
Anhand der VIN kann man auch online eine Fahrzeughistorie anfordern. Dort findet
man dann eventuelle Unfallgeschichten und wieviel Vorbesitzer der Wagen hatte
(www.carfax.com) Wenn man ernsthaftes Interesse an dem Auto hat, dann sollte
man zuerst immer mal forschen, was die Kiste schon alles erlebt hat :-)
Ich persönlich kann sagen, mein nächstes Auto kommt auch wieder aus
den USA. Ich würde aber immer nur bei einem Händler kaufen.
Ist der Kauf erledigt, das Fahrzeug auf dem Weg in den Hafen, muss man für
TÜV und Zulassung in Deutschland verschiedene Unterlagen bereit stellen.
Die VIN ist immer der Schlüssel zu den Auskünften, da sie Aufschluß
über alle Fahrzeugparameter gibt wie Herstellungsdatum, Motor, Ausstattung
etc.
Für den TÜV braucht man unbedingt ein Abgasgutachten. Für Baujahre
vor 2000 ist Euro2 zwingend, ab 2001 Euro3. Ab einem Fahrzeugalter von 25 Jahren
kann man das sogenannte H-Kennzeichen (Oldtimerzulassung) beantragen, da gibt
es aber noch zusätzliche andere Auflagen zu beachten (Zustand des Fahrzeugs,
Originalzustand?...) Für den 2005er Mustang ist schon Euro4 zwingend !
Unterlagen bis Baujahr 2000 bekommt man bei der TÜV Süd Holding in
Augsburg, Abteilung internationale Gutachten gegen eine gewisse Gebühr.
Für spätere Baujahre sind US Car Händler die beste Adresse.
Technischerseits sind für die Zulassung in Deutschland gewisse Umbauten
erforderlich. Amerikanische Wagen haben z.B. das Positionslicht auf die gelben
Blinkerbirnen geschaltet (vorne) und in good old Germany MUSS das aber weiss
sein. Rote Blinker hinten sehen zwar ordentlich cool aus, aber viele TÜVs
tragen das nicht mehr ein. In manchen Bundesländern sind zusätzliche
Bremsenprüfungen Pflicht.
Ein Muss sind auch Nebelschlußleuchte und bei manchen TÜVs ein Abschlepphaken
an der Front.
Andere wichtige Fahrzeugelemente benötigen sog. Ausnahmegenehmigungen
- das betrifft die Scheinwerfer, kleinere Kennzeichen, Gurtsystem, Bremsen und
andere Sachen. Diese Ausnahmegenehmigungen erteilt der jeweilige Regierungspräsident
eines Bundeslandes. Und von Präsidium zu Präsidium unterscheiden sich
vor allem die Kosten für die Genehmigungen!
Wo wir bei den Kosten sind - was kostet der Spaß eigentlich? Was ist
mit der Versicherung in Deutschland? Was mit der Steuer? Was kostet der reine
Import?
Am Anfang ist natürlich der Kaufpreis des Fahrzeugs. Dazu kommen die Speditionskosten.
Auf die Summe aus Kaufpreis und Speditionskosten kommen hier dann 10% Zoll.
Auf die Summe aus Kaufpreis, Spedition und Zoll kommen extra noch 19% Einfuhrumsatzsteuer.
Ein Beispiel:
Kaufpreis 15.000$ entsprechen derzeit ca. 11.500€
Verschiffung aus Houston, Texas per Sammelcontainer, Wagen komplett versichert
gegen Verlust, Beschädigung, Zollabwicklung durch Spedition ca. 1000€
Summe Kaufpreis + Spedition 12.500€
12.500€ + 10% Zoll = 13.750€
Darauf 19% Einfuhrumsatzsteuer 16.363€
Über den Daumen ist das 43% Aufschlag auf den Kaufpreis. Je höher
der Kaufpreis, desto höher klarerweise Zoll und Steuer.
Bei der Versicherung kommt es auf diverse Dinge an. Welches Auto, welches Baujahr,
Art der Versicherung (Haftpflicht, TK, VK), Unterbringung des Wagens, wieviel
Kilometer pro Jahr.
Viele User versuchen online anhand des Fahrzeugschlüssels eine Auskunft
über die Kosten zu bekommen. Das funktioniert nur in den seltensten Fällen,
da die Onlinerechner nichts mit Hersteller 1028 und Fahrzeugschlüssel 000
nichts anfangen können. Besser ist immer eine Anfrage bei diversen Versicherungen,
rentabel können auch kleinere regionale Anbieter sein. Bei uns war es so,
das die "großen" Unternehmen wie Allianz und HDI das Auto als
Mercedes SL Roadster oder als Explorer einstufen wollten und für Vollkasko
und Haftpflicht um die 2500€ (!!) im Jahr haben wollten, bei einer Einstufung
von 50%. Aber keine Panik, es geht natürlich günstiger - wenn der
Versicherer den Ami in die richtige Klasse einstuft !
Wer sich einen Oldtimer kauft, hat die Möglichkeit eine H-Zulassung zu
erwirken, zahlt dann weniger Versicherungsprämie (Vorsicht : viele Versicherer
setzen einen Erstwagen voraus) und eine Pauschalsteuer.
Wenn man den Wagen vom deutschen Hafen zum Wohnort transportieren will, empfehlen
sich z.B. "Kurzzeitkennzeichen", die 5 Tage gültig sind. Um diese
zu erlangen, reicht ein Versicherungsnachweis. Auf der Zulassungsstelle füllt
man dann eine Art kleines Datenblatt aus, mit den groben Fahrzeugdaten.
Ist der Wagen dann endlich vor der eigenen Türe steht der Umbau an. Hat
man dann alle Unterlagen zusammen und alle Änderungen vorgenommen, steht
der TÜV Vollabnahme nach §21 StVZo nichts mehr im Wege.
Über Holland wird es günstiger ein Oldtimer zu Überführen!!!
Nur für Supporter! mehr zum Thema
Auto-Import
aus USA« heil überstehen