Jugendsünden, oder wie reinige ich mein Auto.
Monday, 19 August 2002 (13:08:58) UTC

Eingereicht von Meskalin

Erfahrungen mit "Autopflege", die (im Nachhinein betrachtet) vielleicht nicht immer ganz so pfleglich waren.



Es war einmal? Ja, so fangen die schönsten Geschichten an und wenn man die Vergangenheit durch die rosarote Brille betrachtet, war alles ja irgendwie gut, oder?

Also, ich hatte grade erst meinen ersten Wagen den Schrotthändler übergeben (78ger Citroen Pallas GSA, der Wagen fährt wirklich noch, wenn eines der Räder nicht mehr da ist! Gut, wenn es das Rad, was fehlt, vorne rechts ist, hapert es gewaltig mit der Beschleunigung, aber?), da habe ich mir meinen ersten Ford gekauft. Es war ein 78ger Taunus mit dem schönen 2,0L V6.

Ich sag nur: 90 PS, die auch die Hölle sein können! (Ich habe lange nach den Ende des Autos die Gerüchte gehört, die sich die Kiddis im Viertel erzählt haben. Der Wagen soll absolut frisiert gewesen sein! Er solle um die 150 PS gehabt haben! Das ist wohl der beste Beweiß, dass man nicht die absolute Power braucht um die Welle zu machen ;) !)

Jedenfalls war es ein 4Türer in quitschgelb, der relativ kreativ mit Aufklebern der verschiedensten Arten 'verziert' war. Da ich der Meinung des Vorbesitzers, die in den Aufklebern zu Tage trat, nicht folgen wollte, war es eine meiner ersten Aktionen eben diese Aufkleber zu entfernen. Aber nach der Beseitigung der ersten Aufkleber begann es mir zu Dämmern, warum sie in dieser Anzahl und an diesen Stellen klebten. Unter jeden Aufkleber kam ein Rostschaden zum Vorschein (ca.15 an der Zahl)! SCHEIßE!

Es waren nur aufgeplatzte Rostblüten, aber eben doch Lackschäden. (Damals hat es mich nahe null interessiert was mit tragenden Teilen und so war, die Blüten konnte ich sehen! Ich glaube, ich wusste damals noch gar nichts von tragenden Teilen? Ach du Glückseligkeit der unwissenden Jugend?) Der Rost wurde einfach abgeschliffen und mit Lack aufgefüllt (signalgelb, geile Farbe!), aber so weit sind wir noch nicht.

Da hatte ich also die Aufkleber weg und starrte auf die Rostplacken und entdeckte noch etwas. Der Lack unter den Aufklebern (gut, der Lack, der nicht am Aufkleber kleben geblieben ist) war regelrecht strahlend im Gegensatz zum restlichen Lack des Autos! 'SCHEIßE!', dachte ich, 'aber darum kümmere ich mich später.' Ich glaube nicht, dass ich erwähnen muss mit dem Gedanken gespielt zu haben, mir neu Aufkleber zu besorgen, oder?

Jedenfalls hatte ich noch die Reste des alten Klebers zu entfernen und fragte mich womit. Jeder normale Sterbliche hätte es eventuell mit Verdünner oder so was versucht, aber ich hatte grade keinen zur Hand. Aber ich hatte noch einen vollen 5Liter Kanister Benzin!

Und das geht fast genau so gut, vielleicht sogar besser. Also 'ne Papierrolle geholt und mit Benzin getränkt und den alten Kleber beseitigt. Und wieder: SCHEIßE! Das Papier wurde nicht nur vom Kleber dunkel, sondern richtig gelb! Da begann ich meine alten Englischkenntnisse hervorzukramen. F**K, F**K, F**K!

Aber andererseits? ich schien nicht viel Lack mit dem Benzin abzulösen und machte weiter.

Und darüber hinaus stellte ich fest, dass auch der dunklere Lack, der nicht verdeckt gewesen war (ich dachte damals an ausbleichen von der Sonne) wurde wieder richtig hell! GEIL!

Ich weiß leider nicht mehr ob ich mit dem 5Liter Kanister ausgekommen bin, aber ich habe den ganzen Wagen komplett mit Benzin abgewaschen, regelrecht poliert!

Nachher strahlte der Wagen fast wie neu!

Schlimmere Sünden:

Ich war recht unzufrieden mit der Leistung des Wagens. 160km/h laut Tachometer, halt ein Oppaauto. Frei fahren lautete also die Devise! Und den ganzen alten Gammel aus dem Motor kriegen, damit er wieder Sauber wird!

Der Luftfilter machte den Anschein, noch nie gewechselt worden zu sein. Ich ließ ihn draußen. Das hatte nichts mit dem allseits beliebten: weniger Gewicht, mehr Leistung zu tun, sondern einzig und allein mit dem Denken: mehr Luft kann nie schaden! In einem Anfall von Vernunft stülpte ich dann allerdings noch einen alten Socken über den Luftschnorchel des Luftfiltertopfes, ich wollte mir nicht unbedingt Blätter oder Insekten einsaugen. Das funktionierte so gut, danach bin ich fast immer nur mit Socke gefahren.

Dann ging es an?s Eingemachte. Also Öl heiß fahren, aufbocken und ablassen. Filterwechsel. Schöööön austropfen lassen. Aber das Öl, so schwarz und dick, regelrecht geeignet um eine Straße zu teeren oder jeder Raucherlunge eine Freude zu bereiten.

Der Motor kann ja gar nicht sauber sein!

Also Ölablassschraube wieder rein, und (mein Allheilmittel!) ein/zwei Liter Benzin in den Öleinfüllstutzen gefüllt. Den Motor laufen lassen (nur kurz) und wieder ablassen. Voller Freude sah ich, wie erfolgreich meine Aktion war. Die dunkle Brühe des Benzinölgemisches bestätigte mich und ich wiederholte den Vorgang, bis das Benzin sauber aus dem Ölablass floss.

Da ich einen Vergaser als so ziemlich selbst reinigend ansah (Thema: frei fahren) entsorgte ich das genutzte Benzin im Treibstofftank. Das bisschen Öl wird ja wohl ohne Probleme verbrannt werden?

Also neues Öl rein und ab auf die Bahn. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. 180 km/h laut Tacho und das mit dreckigem Sprit! Zwei/drei Tankfüllungen später hatte ich wohl das Maximum erreicht. Über 200km/h laut Tacho, ich schätze mindestens 180 echte, ich wurde verdammt selten überholt.

Irgend wann hatte ich mal bei etwas über 160km/h eine Fehlzündung (die Flamme kam aus der Motormotorhaube und sprengte den kompletten Luftfiltertopf weg). Aber braucht man diesen Topf wirklich? Ich bedeckte die Vergaseröffnungen (Webberdoppelvergaser) mit einem handelsüblichen Teesieb und war vom Sound und Leistung (wahrscheinlich hauptsächlich eingebildet) angenehm überrascht.

Später platzte mir die rechte Zylinderbank. Aber das kann bei so alten Motoren ja schon mal passieren. Der Wagen hatte schließlich schon fast 100.000 Kilometer gelaufen.

Hinweise wie: 'Dein Motor brennt!' beantwortete ich mit: 'Aber nur die rechte Seite.'

Ich ließ die Kompression prüfen und bei zwei Zylindern mit Kompression Null Komma Null wurde nur noch ein weißes Tuch über die Maschine gelegt.

Aber ein Onkel hatte noch einen 2,0L V6 in der Scheune liegen!

Aber das ist eine andere Geschichte!

Peinlichkeiten und Abenteuer aus der Frühzeit. Ich bin sicher nicht der einzige!

Unterhaltsam sind sie sicherlich und vielleicht auch lehrreich für andere.

Outed Euch! Steht zu euren Sünden!

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